Wiederholungen

Wiederholung ist nicht Wiederholung. Dieselbe Handlung lässt dich am Ende etwas ganz anderes fühlen.
– Pina Bausch

Gibt es Wiederholungen? Oder ist jede Wiederholung ein erstes Mal? Der stete Tropfen, der den festen Steinkörper auszuhöhlen vermag: Wiederholung verändert. Oft unumkehrbar.

Wie viele Stunden ich in meinem Leben geschrieben habe. Der immergleiche Prozess: Buchstaben zu Wörtern zusammensetzen, die Wörter in eine stimmige Reihenfolge bringen. Derselbe Prozess, der jedes Mal anders ist, weil nicht jeder Tag gleich ist. Der sich mit den Jahren verändert hat und immer noch im Wandel begriffen ist. Was bleibt, ist der Rahmen der Routine, das Sich-immer-wieder-zur-selben-Zeit-dransetzen.

Wie viele Stunden ich mich in meinem Leben bewegt habe. Muskeln anspannen, entspannen. Erhöhung der Herzfrequenz, schwitzen. Oft dieselben Bewegungen, und dennoch jedes Mal anders: die Muskelkraft wächst, die Beweglichkeit erhöht sich. An manchen Tagen fließt die Energie endlos, an anderen schaffe ich kaum zehn Minuten.

So geht es endlos weiter: Sprachen lernen, gärtnern, unterrichten, korrigieren, kochen, singen, Kaffee trinken, kalt duschen, spazieren gehen, lesen.

Irgendwann kommt der Punkt, an dem ich spüre: Jetzt ist es anders.
Die Wiederholungen haben mich verwandelt. Wie durch Zauberhand, aber ich weiß, dass es meine eigene war. Mein Dranbleiben. Und ich bleibst dran, weil das Neue jetzt ein Teil von mir geworden ist.
Mein Körper hat sich verändert.
Das Buch ist vollgeschrieben.
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