Ubuntu und Othering

Gestern habe ich zufällig entdeckt, dass der Duden ein neues Wort aufgenommen hat: Othering. Ich kannte es nicht und schlug es nach. Es handelt sich dabei um die »(oft als negativ verstandene) Abgrenzung der eigenen gesellschaftlichen Gruppe von anderen durch die Betonung von deren Andersartigkeit«.
Gruppen grenzen sich von Gruppen ab: Wir sind wir, weil ihr ihr seid.

Gleichzeitig geistert seit geraumer Zeit ein anderer Begriff in meinem Kopf herum: Ubuntu. Nein, nicht das Linux-Betriebssystem, sondern der Begriff aus der Philosophie. Er »bedeutet in etwa ›Menschlichkeit‹, ›Nächstenliebe‹ und ›Gemeinsinn‹ sowie die Erfahrung und das Bewusstsein, dass man selbst Teil eines Ganzen ist« (Wikipedia).
Das Ich als Teil des Wirs: Ich bin ich UND wir.

Ich denke dabei auch an J. K. Rowlings Roman Ein plötzlicher Todesfall. Es geht um ein idyllisches Dorf, in dem einer stirbt. Daraufhin verändert sich das gesamte Wir – weil ein Ich verschwunden ist. Postbote Pat gone wrong, dachte ich damals beim Lesen oft. Und daran, welche Macht das Individuum dennoch im Wir besitzt. Ein Mensch kann die Gruppendynamik so richtig ankurbeln – oder in Stücke zerschlagen. Dann können daraus mehrere Gruppen entstehen, die wiederum Gefahr laufen, ins Othering zu verfallen.