Momentan herrschen in weiten Teilen Europas eisige Temperaturen. Als wir am Wochenende durch die frostige Landschaft wanderten, drängte sich mir dieses Wort auf: Stillstand. Wenn die Welt gefriert, hält sie inne. Und nicht nur das: Sie kleidet den Stillstand in atemberaubende Gewänder.
Wir wandern durch ein Naturmuseum, in dem die Kälte Eisskulpturen geformt hat:
Ein Zweig, dessen Knospen sich gerade öffnen wollten – stillgelegt.
Ein rostiger Zaun, an dem dicke Tränen unter der tröstlichen Hand des Frostes erstarrt sind.
Ein Tausendfüßler, der auf eisigen Beinen verweilen muss, weil die Wärme nehmen wird, was die Kälte ihm geschenkt hat.
Als ich den See überblicke, herrscht absolute Stille. Nichts bewegt sich, oder kann ich es nur nicht sehen?
Die Welt ruht, auch ich werde langsamer. Aber unter dem Eis des Sees sehe ich kleine Insektenlarven schwimmen. Unter dem Eis des Baches fließt das Wasser. Ich stehe nicht ganz still. Die Knospen werden aufgehen, der Zaun wird seine Tränen weinen, der Tausendfüßler seine Beine verlieren.
Stillstand ist kein Stillstand. Irgendwo bewegt sich doch etwas, und in die Stille schmiegt sich das Leben.