Magischer Realismus & Gesellschaft

Ich sehe unsere Gesellschaft manchmal als ein großes, buntes Tuch, das zwischen weit auseinander stehenden Außenpunkten aufgespannt ist. Und in dieser Spannung, die das Tuch am Durchhängen hindert, scheint ein ganzheitlicheres Verständnis zu liegen.

Wenn wir in die Spannung des Gesellschaftstuches eintauchen, finden wir keine Eindeutigkeit, aber viel Forschungsmaterial:

Ja oder nein?
Theismus oder Atheismus?
Liberal oder konservativ?
Kapitalismus oder Sozialismus?
Gefühl oder Verstand?
Lärm oder Stille?
Männlich oder weiblich?
Stadt oder Land?
Und auch: Magie oder Realität?

Wie verlorene Seelen weben wir unsere Fäden ins Gesellschaftstuch zwischen unendliche Kontexte, Bedeutungen und Ideen ein. Wir sind verwirrt, weil es so viele Fäden gibt, so viele Farben und Materialien. Und weil wir in der heutigen Zeit einen viel größeren Teil des Tuchs überblicken können als früher.
Aber unsere Verwirrung ist keine Schwäche. Sie ist unvermeidlich in einem Dasein, das von Offenheit und Ehrlichkeit getragen wird – dem Drang, verstehen zu wollen.

Ich finde, Magischer Realismus – dieses Oxymoron aus real und irreal, das ich so liebe – verkörpert diese Offenheit wie kaum eine andere Stilart: Die Tatsache, dass es keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme gibt. Dass es manchmal gar keine Lösungen gibt, sondern dass das Erforschen von Gegensätzen allein interessante Einsichten liefern kann. Tauchen wir tief genug, finden wir vielleicht sogar das Wort »Gegensatz« in anderem Gewand vor.

Unsere Welt: ein Kaleidoskop vieler Welten.
Mein Forschungsgebiet: das Spannungsfeld zwischen Magie und Realität.