Das Zitat stammt aus Solstads „Scham und Würde“, einem Roman, der sich stellenweise wie ein Essay über die zunehmende Vereinsamung der Menschen in den 90er-Jahren liest. Genauer gesagt eines Menschen – Elias Rukla – der sich nach tiefsinnigen Gesprächen sehnt.
Sein bester Freund, Philosophiestudent Johan Corneliussen, äußert folgenden Gedanken: „Die Werbebilder sagen mehr über unsere Zeit als die Kunst, die du in Galerien findest […].“ Tatsächlich stimmt er nicht in das Gelächter seiner Freunde mit ein, sondern saugt die Werbebilder auf und ist fasziniert – Werbung ist für Johann „kommerzielle Kunst“, die genau aufzeigt, was die Gesellschaft ausmacht – und zwar die breite Masse und nicht nur Kunstliebhaber.
Ich finde diesen Gedanken faszinierend und schaue mir seitdem Werbeanzeigen genauer an: Was sagen sie über unsere Gesellschaft aus? Die Antworten sind in einem Zeitalter, in dem Werbung an die Verbrauche*innen angepasst wird, unendlich vielschichtig. Oder macht uns genau das aus? Dass wir gesehen werden wollen – mit all unseren Vorlieben?
Was ich positiv finde: Menschen in Werbespots sind normaler geworden. Es gibt inzwischen eine viel größere Diversität an Hautfarben und Körperformen. Das Alter spielt eine geringere Rolle und mit ihm typische Alterserscheinungen.
Paradoxerweise werden dennoch Produkte „gegen Altwerden“ beworben – mehr denn je. Quasi: „Leute, zeigt her euer Alter und tut was dagegen!“
Hä, was denn jetzt?
Eine Gesellschaft in Dauerverwirrung?