Am Wochenende durfte ich in völliger Dunkelheit verweilen. Weit und breit waren keine künstlichen Lichter zu sehen. Nur natürliche: über mir. Selten habe ich so viele Sterne gesehen. Ein magischer Moment, der den Rahmen meiner typischen Alltagserfahrung gesprengt hat.
Eigentlich ist Ehrfurcht kein schönes Wort: Man könnte meinen, darin läge die Angst vor der Ehre oder Hoheit anderer Menschen oder Dinge. Vielleicht war das der Ursprung des Wortes?
Der Duden definiert Ehrfurcht so:
»Respekt vor der Würde (…) einer Person, eines Wesens oder einer Sache«. Darin liegen zwei Worte, die in mir das Ehrfurchtsgefühl auslösen: Respekt und Würde.
Das ist Ehrfurcht für mich: wenn ich etwas Überwältigendes erlebe, das meinen gewöhnlichen Referenzrahmen verändert.
Kunst vermag dasselbe zu tun. Eine Melodie kann mich ehrfurchtsvoll zurücklassen, weil sie mich aus dem Alltag hebt und tief in mir nachhallt. Ein Gemälde kann ein Abbild meines Inneren und gleichzeitig der ganzen Welt sein.
Verbundenheit.
Kunst ist Seelennahrung.
Das Zusammenspiel der Bienen. Majestätische Landschaften. Wassertropfen auf einem Grashalm. Okapi: dieses faszinierende Mischwesen, das aus einer anderen Welt zu kommen scheint. Meine Kinder im Arm halten.
Ehrfurcht ist für mich ein warmes Gefühl.
Wohltemperiert und tief.