Die Abschaffung der Müdigkeit

Ich bin heute müde. Es ist jene Art von Müdigkeit, bei der mein Kopf ein undurchdringbares Dickicht ist und ich zwischendurch immer wieder die Augen schließen muss, weil meine Lider so schwer sind. So schwer …

Dabei bin ich körperlich nicht müde, und ich spüre genau, dass ich den Balancepunkt verpasst habe: zu viel Kopfarbeit, zu wenig im Körper gewesen, zu wenig die Welt berührt, geschmeckt, gerochen.

Gerochen, meldet sich mein übermüdetes Hirn sofort, klingt dieses Wort nicht furchtbar hässlich? Gerochen. Schreib doch lieber: … den Duft der Welt eingesogen. Und geh mal raus. Oder Sport machen. Oder beides.

Eine Welt ohne Müdigkeit, wäre das nicht schön?

Nein, denke ich, dann verlöre ich auch die Möglichkeit, im herannahenden Halbschlummer schräge Ideen aufzufangen, die mein waches Gehirn niemals bis in mein Bewusstsein durchwinken würde.

Ich verlöre dieses wohlige Gefühl, der Müdigkeit nachzugeben. Weiches Kissen unter meiner Wange, der Kater liegt dicht bei mir und schnurrt mich in andere Welten hinein, und ich weiß: Ich werde ihr nicht widerstehen, nicht jetzt, nicht heute.