Der blaue Raum

Du fliegst die Treppe hinab. Warum ist sie da, wenn du fliegen kannst? Sie führt tiefer und tiefer, du folgst ihr, während es immer wärmer wird, du spürst Schweißperlen auf deiner Stirn und ein dünnes Rinnsal bahnt sich seinen Weg deinen Rücken hinab. Warum wird es nicht kühler, fragst du dich, und dann: warum, warum, warum. Es gibt kein Warum, hier ist alles anders.

Am unteren Ende der Treppe leuchtet es blau und hell, und als du endlich über der letzten Stufe schwebst, blickst du in einen blauen Himmel, von dem eine Sonne – du weißt nicht, welche – heiß vom Himmel brennt, keine Wolken, und an der untersten Stufe plätschert Wasser, das so blau ist wie der Himmel. Nur ihre Beschaffenheit vermag die Elemente voneinander zu trennen, ihrer Farbe gelingt es nicht.

Du schwebst über das Wasser, tauchst einen Fußzeh hinein und ziehst ihn sogleich wieder heraus, brennender Schmerz durchzuckt dich, denn das Wasser ist kochend heiß, aber es dampft nicht, und wieder schluckst du das Warum hinunter. Blaue Frische, brennende Hitze, hinter dir die Treppe, die dich daran erinnert, dass du irgendwo tief unten bist.

Der Schweiß rinnt dir in Strömen vom Körper, deine Kehle ist trocken und kratzig wie Wüstensand, und du weißt, dass du umkehren solltest – die Warums fassen dich an den Schultern und schütteln dich, aber du schlägst sie weg von dir.

Du willst wissen, wo der Raum endet, schwebst nach oben, heißer Wind treibt dir Tränen in die Augen, du kneifst sie zusammen und schießt blind nach oben – warum bist du so stur, warum?

In deinen Lungen brennt die heiße Luft, du darfst nicht bewusstlos werden, dann wirst du ins heiße Wasser fallen und verbrennen, du beißt die Zähne zusammen, reißt deine tränenden Augen auf und da siehst du sie: eine Öffnung im unendlichen Blau.

Du schwebst hindurch und spürst sogleich, wie Schwerkraft dich niederdrückt, du hältst dich fest am Rand der Öffnung, ziehst dich nach oben und dann: eine Hand. Du ergreifst sie, lässt dich nach oben ziehen. Bevor alles schwarz wird, spürst du einen kühlen Windhauch, der Duft von Wacholder steigt dir in die Nase. Wo bin ich, fragst du dich noch, wo bin ich?